PKV oder GKV, welche Krankenversicherung für Selbstständige?

Mit der Gewerbeanmeldung müssen viele Entscheidung getroffen werden. In Deutschland besteht auch für Selbstständige und Freiberufler eine Krankenversicherungspflicht. Im Gegensatz zu normalen Arbeitnehmern können sie jedoch zwischen der gesetzlichen und privaten Krankenversicherung wählen. Die PKV bietet Vorteile bei den Leistungen wie eine schnellere Terminvergabe, Chefarztbehandlung im Krankenhaus oder höhere Erstattungen beim Zahnersatz. Dazu locken private Krankenversicherer oftmals mit den günstigeren Beiträgen. Aufgrund der weitreichenden Folgen sollte der Wechsel in die private Krankenversicherung jedoch genau überlegt werden.

Private Krankenversicherung für Selbstständige

Wer hauptberuflich selbstständig ist, kann jederzeit in die private Krankenversicherung wechseln. Die Versicherungszeiten in der GKV werden dabei auf die Wartezeiten der GKV angerechnet. Ein Zurück ist jedoch nur bei Aufgabe der Selbstständigkeit und dem Wechsel in ein Angestelltenverhältnis möglich.

Da Selbstständige und Freiberufler auf einen Beitragszuschuss des Arbeitgebers verzichten müssen bieten viele Versicherer spezielle Tarife an. Diese ermöglichen oftmals einen preisgünstigen Versicherungsschutz. Günstig bedeutet jedoch nicht immer auch gut und ein vermeintlicher billiger Tarif kann im Ernstfall schnell teuer werden.

Worauf bei der Wahl der PKV geachtet werden sollte:

  • Der Basisschutz für ambulante, stationäre und Zahnbehandlungen sollte zumindest abgesichert sein. Für Selbstständige und Freiberufler ist zudem ein Krankentagegeld empfehlenswert.
  • Durch Vereinbarung einer jährlichen Selbstbeteiligung lässt sich die Prämie deutlich reduzieren.
  • Besondere Leistungen wie Einbettzimmer erhöhen die Prämie. Es gibt jedoch günstige Einsteigertarife, die später ohne erneute Gesundheitsprüfung nach oben aufgestockt werden können.
  • Ein Tarif mit Krankenhaustagegeld ist zumeist überflüssig. Um Einkommensverluste zu vermeiden sollte ein Krankentagegeld vereinbart werden.
  • Vor der Wahl des Versicherers immer auch einen Blick auf die Beitragsentwicklung in den letzten Jahren werfen.

Gesetzliche Krankenversicherung für Selbstständige

Selbstständige und Freiberufler können sich alternativ als freiwilliges Mitglied in der gesetzlichen Krankenversicherung versichern. Hierfür gelten jedoch gewisse Bedingungen.

Selbstständige müssen:

  • in den letzten fünf Jahren vor dem Aussscheiden mindestens 24 Monate
  • oder direkt vor dem Ausscheiden mindestens 12 Monate ununterbrochen

in der GKV versichert gewesen sein. Beitragsfreie Zeiten innerhalb einer kostenlosen Familienversicherung werden dabei angerechnet. Die freiwillige Mitgliedschaft kann innerhalb von drei Monaten nach Ende der Versicherungspflicht bei der Krankenkasse beantragt werden. Nach Ende der Frist ist nur noch der Abschluss einer privaten Krankenversicherung möglich.

Der Beitrag für freiwillig versicherte Mitglieder orientiert sich am tatsächlich erzielten Einkommen. Allerdings ist es nicht möglich, einen beliebig niedrigen Wert anzugeben. Bei Personen ohne oder mit sehr geringem Einkommen wird ein fiktiver Wert zur Berechnung der Prämie herangezogen.

Für 2016 gelten die folgenden Werte:

  • Mindesteinkommen von 968,33 Euro. Bei dieser Einstufung wird pro Monat eine Prämie von 137,57 Euro plus Zusatzbeitrag und Pflegeversicherung.
  • Wer mehr verdient, zahlt Versicherungsbeiträge auf das gesamte Einkommen. Dabei gilt wie bei Pflichtversicherten die Beitragsbemessungsgrenze. Diese liegt für 2016 bei 4.237,50 Euro.

Der Beitragssatz für Selbstständige beträgt grundsätzlich 14,0 Prozent. In diesem Beitrag ist kein Anspruch auf Krankengeld enthalten. Wer sich im Rahmen der GKV gegen einen Verdienstausfall absichern möchte, zahlt einen Beitragssatz von 14,6 Prozent. Der Krankengeldanspruch beginnt ab dem 43. Tag der Arbeitsunfähigkeit.

Der zu zahlende Beitrag lässt sich mit der folgenden Formel jederzeit selbst berechnen:

Monatlicher Gewinn aus der Tätigkeit * Beitragssatz (14,0 bzw. 14,6 %) = KV-Beitrag

  • Umsatz: 5.000 EUR – Beitrag: 618,75 EUR,
  • Umsatz: 3.500 EUR – Beitrag: 511,00 EUR,
  • Umsatz: 2.000 EUR – Beitrag: 292,00 EUR,
  • Umsatz: 1.000 EUR – Beitrag: 146,00 EUR.

Das Alter sowie der Gesundheitszustand des Versicherten spielen bei der Berechnung keine Rolle.

Zur Krankenversicherung kommt noch der Beitrag zur Pflegeversicherung sowie ein eventueller Zusatzbeitrag der gesetzlichen Krankenkasse.

Prämien der privaten Krankenversicherung für Freiberufler und Selbstständige

In der PKV wird der Beitrag unabhängig vom Einkommen berechnet. Maßgebend ist das individuelle Gesundheitsrisiko des Versicherten. Hierzu wird vor dem Abschluss eine Gesundheitsprüfung durchgeführt. Bei Vorerkrankungen drohen Beitragszuschläge, Ausschlüsse bestimmter Erkrankungen oder eine komplette Ablehnung. Alter und Beruf des Versicherten spielen ebenfalls eine wichtige Rolle. Zudem wirken sich natürlich auch die versicherten Leistungen auf den Beitrag aus.

Beispiel für Monatsbeiträge in der PKV:

  • Mann/Frau, 30 Jahre, Grundschutz: ab 235 EUR,
  • Mann/Frau, 40 Jahre, Grundschutz: ab 302 EUR.

Selbstständige, die in eine PKV wechseln möchten, sollten dies möglichst in jungen Jahren tun. Für junge und gesunde Versicherte sind die Beiträge um einiges geringer. Bei der Gesundheitsprüfung müssen alle Fragen wahrheitsgemäß beantwortet werden. Bei fehlenden oder unwahren Angaben kann der Versicherer Leistungen verweigern oder den Vertrag kündigen.

Lohnt sich die GKV für Selbstständige?

Eine freiwillige Mitgliedschaft in der gesetzlichen Krankenversicherung kommt vor allem für ältere Selbstständige sowie Personen mit chronischen Erkrankungen in Betracht. Aufgrund des Alters und bestehender Vorerkrankungen dürften die Beiträge in der PKV um einiges höher ausfallen. Ein weiterer Vorteil der GKV ist die Familienversicherung. Familienangehörige ohne eigenes Einkommen können kostenlos mitversichert werden. Diese Möglichkeit gibt es bei der privaten Krankenversicherung nicht.

Im Gegenzug kann die PKV mit besseren Leistungen punkten. Zudem können Versicherte den Leistungsumfang je nach Bedarf zusammenstellen. Für Selbstständige mit einem sehr hohen Einkommen lohnt sich die gesetzliche Krankenversicherung in der Regel nicht. Da sich die Beiträge am Einkommen orientieren kann die monatliche Belastung schnell auf 400 bis 600 Euro steigen.

Krankentagegeld für Selbstständige ein Muss

Ein Unfall oder eine länger andauernde Erkrankung ist bei Selbstständigen zumeist immer mit einem Einkommensverlust verbunden. Dies kann im schlimmsten Fall den finanziellen Ruin bedeuten. Deshalb ist der Abschluss einer Krankentagegeldversicherung unverzichtbar.

Selbstständige haben hierfür verschiedene Möglichkeiten:

  • Abschluss eines GKV Wahltarifs
  • Krankentagegeldversicherung für die PKV abschließen
  • allgemeinen Beitragssatzes in der GKV bezahlen

In der GKV wird das Tagegeld ab dem 43. Krankheitstag gezahlt. Dabei gilt jedoch ein maximaler Betrag von 2.835 Euro pro Monat. Für eine höhere Absicherung wird ein GKV Wahltarif oder ein private Zusatzversicherung benötigt. Wer sich für den gesetzlichen Wahltarif entscheidet, ist drei Jahre an diesen Tarif gebunden. Bei der privaten Krankenversicherung lässt sich das Tagegeld problemlos integrieren. Je nach Bedarf ist eine Zahlung ab dem 4. Krankheitstag möglich.

Wechsel von der PKV zurück in die GKV

Eine Rückkehr in die gesetzliche Krankenversicherung ist in der Regel ausgeschlossen und nur in Ausnahmefällen möglich. Wer wechseln möchte, kann dies häufig nur über Umwege tun. Für Selbstständige ist dies nur dann möglich, wenn sie ihre Tätigkeit aufgeben und in das Angestelltenverhältnis wechseln.

Es gibt durchaus Gründe dafür, dass der Wechsel von der PKV in die GKV erschwert wurde. Privatversicherte zahlen nicht in das System ein, nutzen anschließend jedoch die Leistungen. Da älter Menschen in der Regel öfters krank werden und Leistungen in Anspruch nehmen, hat der Gesetzgeber hier besonders höhe Hürden aufgestellt. Ab 55 Jahren ist ein Wechsel kategorisch ausgeschlossen.

Fazit zur PKV und GKV

Eine generelle Empfehlung für die Wahl der Krankenversicherung gibt es nicht. Dies hängt immer von den persönlichen Verhältnissen ab. Für junge und gesunde Selbstständige mit hohem Einkommen ist die PKV zumeist die bessere Wahl. Wer Familie hat, älter ist oder unter einer chronischen Erkrankung leidet, fährt mit der GKV unter Umständen besser.