Berufsunfähigkeitsversicherung für Selbstständige
Selbstständige und Freiberufler sind durch das gesetzliche Sicherungssystem nur unzureichend geschützt. Wer beispielsweise aufgrund einer Erkrankung oder eines Unfalls seine Tätigkeit nicht mehr ausüben kann, erhält keine bzw. nur sehr geringe staatliche Leistungen. Die Folge ist oftmals ein finanzieller Abstieg, besonders dann, wenn der Selbstständige Alleinverdiener in der Familie ist. Deshalb ist die private Vorsorge mit einer Berufsunfähigkeitsversicherung für Selbstständige und Freiberufler von elementarer Bedeutung.
Wichtige Fakten zur Berufsunfähigkeitsversicherung für Selbstständige:
- Selbstständige haben bei Berufsunfähigkeit kaum Ansprüche auf staatliche Leistungen
- Die gesetzliche Unfallversicherung greift nicht und die gesetzliche Erwerbsminderungsrente bietet nur einen unzureichenden Schutz.
- Private BU zahlt im Leistungsunfall eine monatliche Rente
- Leistungsanspruch besteht bereits ab 50-prozentiger Berufsunfähigkeit
- Auf Risiko Verweisung in den Vertragsbedingungen achten
- Je früher die Versicherung abgeschlossen wird, desto günstiger ist die Prämie
Keine gesetzliche Absicherung für Selbstständige
Wer selbstständig oder freiberuflich arbeitet, genießt nur einen sehr eingeschränkten gesetzlichen Versicherungsschutz. Die gesetzliche Unfallversicherung greift nicht, sodass Selbstständige bei einem Arbeits- oder Wegeunfall nicht versichert sind. Im Falle einer Erwerbsunfähigkeit besteht ebenfalls nur ein eingeschränkter Schutz. Ob Selbstständige überhaupt einen Anspruch auf die gesetzliche Erwerbsunfähigkeitsrente haben, hängt von verschiedenen Faktoren ab.
Ein Leistungsanspruch besteht nur für Personen, die in den letzten 60 Monaten mindestens 36 Monate Pflichtbeiträge in die gesetzliche Rentenversicherung eingezahlt haben. Insgesamt müssen über mindestens fünf Jahre die erforderlichen Pflichtbeiträge eingezahlt worden sein. Selbstständige und Freiberufler erfüllen diese Voraussetzung nur in den seltensten Fällen. Selbst wenn ein Anspruch besteht, fallen die Leistungen sehr gering aus. Die volle Erwerbsminderungsrente wird nur dann gezahlt, wenn der Betroffene nicht mindestens drei Stunden pro Tag arbeiten kann. Die Art der Tätigkeit spielt dabei keine Rolle. Bei einer Arbeitsfähigkeit zwischen drei und sechs Stunden wird die halbe Erwerbsminderungsrente gezahlt. Selbst wenn die volle Erwerbsminderungsrente bewilligt, beträgt die monatliche Rentenzahlung nur rund 30 Prozent des letzten Nettoeinkommens.
Leistungen der privaten Berufsunfähigkeitsversicherung
Die wichtigste Leistung der BU besteht aus der Zahlung einer monatlichen Rente. Die Höhe kann beim Abschluss des Vertrags individuell vereinbart werden. Um im Ernstfall ausreichend abgesichert zu sein, sollte die Rente mindestens 80 Prozent des Haushaltseinkommens betragen.
Die meisten Versicherer leisten bereits ab einer Berufsunfähigkeit von 50 Prozent. Dabei ist unerheblich ob der Versicherte noch in einem anderen Beruf arbeiten kann oder nicht. Aus welchem Grund der Kunde berufsunfähig wird spielt ebenfalls keine Rolle. Die Versicherung leistet sowohl bei Unfällen wie auch Erkrankungen.
Besonderheiten für Selbstständige
Bei einer Berufsunfähigkeitsversicherung für Selbstständige oder Freiberufler gelten einige Besonderheiten. So prüfen die Versicherer beispielsweise, ob sich die Berufsunfähigkeit durch eine Umorganisation des Arbeitsplatzes vermeiden lässt. Zu beachten ist, dass nicht alle Assekuranzen auf die Pflicht einer solchen Umorganisation hinweisen. Dies bedeutet jedoch nicht, dass hierauf verzichtet wird.
Ein wichtiges Kriterium ist die Zumutbarkeit. Ist für die Umgestaltung ein hoher Kapitalaufwand erforderlich oder sind damit starke finanzielle Einbußen verbunden, so gilt dies als nicht zumutbar. Gute Versicherer teilen in ihren Bedingungen explizit mit, welche Kosten und Aufwendungen bei der Umorganisation des Arbeitsplatzes zu erwarten sind.
Worauf es bei den Bedingungen noch ankommt
Eine gute Berufsunfähigkeitsversicherung zeichnet sich vor allem durch kundenfreundliche Bedingungen aus. Die folgenden Kriterien sind dabei von besonderer Bedeutung:
- Sechs-Monats-Prognose: Die Berufsunfähigkeit wird anerkannt, wenn diese von einem Arzt für voraussichtlich mindestens sechs Monate bescheinigt wird.
- Rückwirkende Leistung: Sofern die Berufsunfähigkeit sich nicht sofort diagnostizieren lässt, wartet der Versicherer sechs Monate ab und zahlt die Rente anschließend rückwirkend. Bei einer verspäteten Meldung der Berufsunfähigkeit erfolgt die Rentenzahlung rückwirkend für mindestens 36 Monate.
- Dynamik: Mit einer integrierten Dynamik erhöht sich die BU-Rente in regelmäßigen Abständen um einen festen Prozentsatz. Gleichzeitig steigen allerdings auch die Beiträge. Es ist ratsam, die Erhöhung mindestens alle drei Jahre anzunehmen.
- Weltweiter Schutz: Der Schutz gilt bei einem Umzug ins Ausland unverändert weiter.
Für Selbstständige und Freiberufler ist zudem eine umfassende Nachversicherungsgarantie wichtig. Bei wichtigen Anlässen kann die Höhe der monatlichen Rente ohne erneute Gesundheitsprüfung angepasst werden. Hierzu gehört beispielsweise eine Heirat oder die Geburt eines Kindes. Gleiches gilt auch bei Einkommensänderungen beispielsweise durch eine Erweiterung des Unternehmens.
Was kostet eine Berufsunfähigkeitsversicherung für Selbstständige?
Diese Frage lässt sich nicht pauschal beantworten. Die Höhe der Prämie richtet sich wie bei anderen Personengruppen nach dem ausgeübten Beruf, dem Alter sowie dem Gesundheitszustand des Versicherten. Gerade für Selbstständige ist es wichtig, den Versicherungsschutz so früh wie möglich abzuschließen. Wer jung und gesund ist, erhält die Police zu einer deutlich geringeren Prämie und kann so während der Vertragslaufzeit mehrere Tausend Euro sparen.
Je nach ausgeübter Tätigkeit wird der Versicherte in eine Risikogruppe eingeteilt. Handwerker müssen deshalb mit höheren Kosten rechnen als beispielsweise ein Rechtsanwalt, der überwiegend im Büro arbeitet.
Besten Berufsunfähigkeitsversicherungen für Selbstständige
Die Zeitschrift Focus Money hat 2015 gemeinsam mit dem Deutschen Finanz-Service Institut eine große Zahl von Berufsunfähigkeitsversicherungen unter die Lupe genommen. Dabei wurden anhand von zwei Modellkunden auch spezielle Policen für Selbstständige und Freiberufler getestet.
Modellkunde 1
35-jähriger Finanzberater mit einem monatlichen Nettoeinkommen von 3.700 Euro. Gewünscht ist eine monatliche BU-Rente in Höhe von 2.200 Euro, inklusive einer Beitragsdynamik. Laufzeit des Vertrages ist bis zum 67. Lebensjahr. Die Tätigkeit wird zu 80 Prozent im Büro und zu 20 Prozent auswärts ausgeübt.
Bei den Serviceversicherern belegte die WWK mit der Gesamtnote 1,0 den ersten Platz. Der Versicherer kann sowohl mit günstigen Prämien wie auch kundenfreundlichen Vertragsbedingungen punkten. Die monatliche Nettoprämie liegt bei 85,92 Euro. Auf Platz zwei folgen die Allianz und Canada Life mit der Note 1,17.
Was die Direktversicherer betrifft, konnte Europa mit der Gesamtnote 1,0 überzeugen. Kunden zahlen hier eine monatliche Nettoprämie von 115,32 Euro. Auf die weiteren Plätze kamen Hannoversche (1,58) und Huk-24 (1,72).
Modellkunde 2
33-jähriger Rechtsanwalt mit einem monatlichen Nettoeinkommen von 3.000 Euro. Als monatliche BU-Rente wird ein Betrag von 1.800 Euro vereinbart. Laufzeit ist auch hier bis zum 67. Lebensjahr bei einer 90-prozentigen Bürotätigkeit.
Bei diesem Modellkunden belegte Canada Life den ersten Platz unter den Serviceversicherern. Die Nettoprämie beträgt lediglich 65,38 Euro. Mit 67,15 Euro war die Police der WWK nur geringfügig teurer. Beim Drittplatzierten Allianz kostet der Versicherungsschutz 81,90 Euro monatlich. Bester Serviceversicherer war die Hannoversche gefolgt von Europa und der WGV.
Fazit zur BU für Selbstständige
Selbstständige sollten sich ebenso wie Freiberufler so früh wie möglich mit einer Berufsunfähigkeitsversicherung absichern. Nur so lässt sich die eigene Arbeitskraft effektiv absichern. Der Abschluss ist bereits während des Studiums möglich. Viele Versicherer bieten günstige Einsteigerpolicen, die nach dem Studium ohne erneute Gesundheitsprüfung angepasst werden können. Neben der Prämienhöhe sollte vor allem auf die Versicherungsbedingungen geachtet werden. Insbesondere die Bestimmungen zu einer Umorganisation des Unternehmens sind von großer Bedeutung.